Lese und Rechtschreibschwierigkeiten sind ein didaktisches, kein medizinisches Problem

Für die außerschulische Förderung sind kürzlich neue Leitlinien zur „Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und / oder Rechtschreibstörung“ veröffentlicht worden. Sie fordern deshalb zu Recht schon in der Grundschule mehr Unterstützung für Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb. Denn auch in Deutschland gibt es zu viele Menschen, die nicht gut genug lesen und schreiben können.

Problematisch ist aber das medizinische Verständnis von „Störungen“. Mit ihm unterstellt die Leitlinie qualitative Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen im unteren Leistungsbereich. Ihre Leistungen und Schwierigkeiten unterschieden sich aber nur graduell vom Durchschnitt.

Der Grundschulverband fordert deshalb eine Stärkung der Förderung in der Schule selbst. Grundlage müssen lernbegleitende Beobachtungen sein – bezogen auf „kritische Stellen“ im Aneignungsprozess. Die Leitlinien favorisieren dagegen standardisierte Tests. Sie beschränken sich zudem auf Förderansätze in Form von Trainingsprogrammen. Damit schließen sie bewährte informelle Methoden der Lernbeobachtung und –förderung aus. Diese sind aber Voraussetzung für eine dialogische Lern- und Leistungskultur, wie sie der Grundschulverband in den letzten Jahren in Kooperation mit Schulen entwickelt hat, s. beiliegende ausführliche Stellungnahme.

Fragen dazu an: Prof. Dr. Hans Brügelmann, Fachreferent für Qualitätsentwicklung im Grundschulverband e.V., hans.bruegelmann@grundschulverband.de

Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese und/ oder Rechtschreibstörung

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